Im Freihafen Ventspils ist eine wichtige Lieferung für die Stabilität des Energiesystems Lettlands aus Deutschland eingetroffen, und zwar, der zweite Synchronkompensator, sein Schwungrad und die zugehörigen Bauteile. Das Gesamtgewicht der Fracht übersteigt 390 Tonnen. Nach der Trennung von dem von Russland kontrollierten System und der Synchronisierung mit dem europäischen Energiesystem werden die von Siemens Energy im Auftrag von AS „Augstsprieguma tīkls“ (AST) hergestellten Anlagen den stabilen Betrieb des Stromnetzes gewährleisten.
Das Schiff „EEMSLIFT ELLEN“ mit der Sonderfracht erreichte Ventspils am Sonntag. Das Entladen der Fracht erfolgte am von der AS „Ventspils tirdzniecības osta“ (Handelshafen Ventspils) gemieteten Kai Nr. 10. Für das Terminal bedeutet dies auch wertvolle Erfahrungen im Umgang mit übergewichtiger Fracht.
Bis zum Monatsende wird diese wichtige Fracht zum AST-Unterwerk in Ventspils transportiert, wo vor einigen Wochen das Richtfest für die neue Station des neuen Synchronkompensators gefeiert wurde. Im Mai wurde in Grobiņa der erste Synchronkompensator in Lettland installiert. Diese Woche beginnt der Bau des Gebäudes für die Synchronkompensator-Station in Līksna, wo bis Ende des Jahres die Lieferung der dritten Kompensatoranlage erfolgen soll. Die gesamten Investitionen für das Projekt belaufen sich auf 114 Millionen Euro, wobei 75 % durch das europäische Infrastrukturförderprogramm „Connecting Europe Facility“ (CEF) kofinanziert werden.
Der Bau und die Anbindung der Synchronkompensator-Stationen an das Übertragungsnetz werden von AST in Zusammenarbeit mit der offenen Handelsgesellschaft „EM&SE Syncons“ durchgeführt, die aus dem deutschen Unternehmen „Siemens Energy“ und der lettischen SIA „Enersense“ besteht.
Um die für die Stabilisierung der Frequenz erforderliche Trägheit im Energiesystem sowie die Kurzschlussleistung für den Schutz durch Relais und den sicheren Anschluss von Solar- und Windkraftanlagen zu gewährleisten, werden in Lettland sowie in Litauen und Estland Synchronkompensatoren installiert – jeweils drei pro Land. Der Bau der Synchronkompensator-Stationen ist ein zentraler Schritt zur Verstärkung der Infrastruktur des Übertragungsnetzes, die für die Umsetzung des größten Energieunabhängigkeitsprojekts im Baltikum – der Synchronisierung mit dem kontinentaleuropäischen Netz – erforderlich ist. Das Synchronisierungsprojekt befindet sich in der abschließenden Phase. Im Februar 2025 werden die baltischen Staaten sich von dem von Russland kontrollierten Energiesystem trennen und die synchronisierte Zusammenarbeit mit dem kontinentaleuropäischen Netz aufnehmen.
Die Synchronisierung der baltischen Netze mit dem kontinentaleuropäischen System wird die Versorgungssicherheit in der Region erhöhen und gleichzeitig die Entwicklung des europäischen Binnenenergiemarktes fördern sowie neue Geschäftsmöglichkeiten schaffen. Die im Rahmen des Projekts getätigten Investitionen in Ausrüstung und Technologie sind zudem eine Voraussetzung dafür, dass der Übertragungsnetz sicher an große Mengen erneuerbarer Energiequellen angeschlossen werden kann und die Ziele des europäischen Green Deal erreicht werden können.